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Ruhe sanft aus Kinderhand?
Bündis FAIRhandeln in Aachen fordert faire Friedhofskultur

In Aachen sterben jährlich etwa 2500 Menschen. Für über 1000 von ihnen werden Grabsteine erstellt. Was die trauernden Angehörigen zumeist nicht wissen: Etwa 80% der Steine werden aus Asien, vor allem aus Indien, importiert. „Der im Vergleich zu deutschen Steinen niedrigere Preis wird durch den Einsatz von Kinderarbeit erkauft“ erläutert Ulrich Isfort von der Verbraucherzentrale Aachen.

„Eine Untersuchung des WDR aus diesem Jahr führte zu Tage, dass in den meisten Steinbrüchen, die Importeure nach Europa beliefern, Kinder arbeiten. Die jüngsten sind im Grundschulalter und schuften barfuß ohne jeglichen Arbeitsschutz den ganzen Tag im Schmutz und Lärm. Da sie und ihre Eltern in Schulknechtschaft stehen, erhalten sie noch nicht mal einen Lohn, geschweige denn Schulausbildung oder Gesundheitsfürsorge.“

„Dieser Skandal geht uns alle an“, findet Dr. Jan Salzmann von terre des hommes. „Verbaucher, Importeuere und Steinmetze sollten an einem Strang ziehen, damit sich die Situation der versklavten Kinder ändert. Uns geht es um Zusammenarbeit, nicht um Anklage. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass sich die meisten Steinmetze der Region bei Nachfragen in erster Linie ungerecht angeklagt fühlen und dann eine Zusammenarbeit ablehnen. Dabei wissen wir, dass auch sie solche Produktionsbedingungen ablehnen und unter großem wirtschaftlichen Druck stehen“, so Salzmann. Die Schnäppchenmentalität mache auch am Friedhof nicht halt.
„Es gibt aber auch Alternativen“, führt Dr. Mona Pursey vom Eine Welt Forum aus. „Grabsteine mit dem Siegel Xertifix garantieren mit unabhängigen Kontrollen, dass das Produkt ohne Verwendung von ausbeuterischer Kinderarbeit hergestellt wird.“

Geschäftsführer von Xertifix ist Benjamin Pütter, Mitarbeiter und Berater des in Aachen ansässigen Hilfswerkes MISEREOR. Die Ware wird für dadurch etwa drei Prozent teurer, für den Endverbraucher etwa 1,5 Prozent. Der indische Steinexporteur wiederum, der für seine Steine das Siegel erhalten will, muss den „Xertifix“-Mitarbeitern vor Ort erlauben, jederzeit unangekündigte Kontrollen durchzuführen.

2007 hat der Rat der Stadt Aachen beschlossen, keine Produkte mehr aus ausbeuterischer Kinderarbeit anzuschaffen. „Der nächste konsequente Schritt wäre eine Änderung der Friedhofssatzung, die nur das Aufstellen von Grabsteinen erlaubt, die nachweislich ohne Kinderarbeit produziert wurden“, stellt Ulrich Isfort fest. „Bundesweit haben schon einige Kommunen ihre Friedhofssatzung dahingehend geändert. Letztendlich profitieren auch die trauernden Angehörigen, die dann guten Gewissens Allerheiligen ihrer Toten gedenken.“

Mehr Informationen über die Arbeit des Bündnisses gibt es beim Eine Welt Forum Aachen e. V., Tel.: 0241 / 894495 60. oder im Internet auf den Seiten www.xertifix.de oder www.fairhandeln.info .